Polen steckt Putins Gas-Embargo locker weg, weil es früher handelte als Deutschland Und plötzlich bleibt die Pipeline leer: Mit dem Gas-Embargo gegen Polen und Bulgarien zündet Russlands Präsident Wladimir Putin die neueste Stufe der Eskalation. Aber warum ausgerechnet diese beiden Länder? Und welche Auswirkungen hat das Embargo auf Deutschland? Die wichtigsten Fragen und Antworten. Warum ausgerechnet Polen und Bulgarien? Offiziell begründete der staatliche russische Gaskonzern Gazprom den Schritt damit, dass die beiden Länder sich weigern, ihre Gasrechnungen in Rubel zu bezahlen. Daher werde ab Mittwoch kein Gas mehr fließen, teilte Gazprom am Dienstag mit. Die russische Regierung von Präsident Wladimir Putinhatte Ende März verkündet, nur noch Rubel für Gaslieferungen entgegenzunehmen. Der Kreml will damit die Sanktionen gegen russische Banken umgehen. Die EU-Länder lehnen eine Rubel-Zahlung aus diesem Grund ab. Außerdem ist nach Angaben der EU-Kommission in 97 Prozent aller europäischen Gasverträge mit Russland die Zahlung in Euro oder Dollar vereinbart. Der Währungsstreit erklärt also nicht, warum ausgerechnet Polen und Bulgarienzur Zielschreibe des Kremls wurden, denn die anderen EU-Länder bezahlen auch nicht in Rubel. Auffällig ist jedoch, dass Moskau mit diesen beiden Ländern nur wenig Geschäft verliert. Die jährlichen Gaslieferungen an Polen und Bulgarien machen zusammengenommen lediglich ein Viertel der Lieferungen an Deutschland aus. In beiden Ländern laufen die Verträge mit Gazprom am Ende des Jahres aus und werden höchstwahrscheinlich nicht verlängert.
Beobachter halten es daher für wahrscheinlich, dass Russland ein Exempel statuieren will: Zahlt endlich in Rubel - oder euch ergeht es so wie Polen und Bulgarien. Russland habe die nächste Eskalationsstufe eingeleitet, um Europa in Angst und Panik zu versetzen und um die restlichen europäischen Staaten zu zwingen, ihre Gasrechnung in Rubel zu begleichen, sagte die Energie-Expertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Die heutigen Ereignisse können für die EU und insbesondere für Deutschland ein zusätzlicher Anreiz sein, einen Weg zu finden, um einen Rubel-Zahlungsmechanismus zu finden“, heißt es auch in einer Analyse des Investmentbanking-Riesen Goldman Sachs. Wie hart trifft das Embargo die beiden Länder?
Prinzipiell sind beide Länder noch auf russische Lieferungen angewiesen. Polenetwa bezieht die Hälfte seines Gasbedarfs aus Russland. Allerdings arbeitet die Regierung in Warschau schon seit einigen Jahren an der Energie-Unabhängigkeit vom Kreml. Den von Deutschland forcierten Ausbau der Gas-Pipeline Nord Stream 2 hatte Polen daher immer wieder scharf kritisiert. Bereits 2015, ein Jahr nach dem russischen Einmarsch auf der Krim, ging in Świnoujście (Swinemünde) nahe der deutschen Grenze ein LNG-Terminal für Flüssiggas in Betrieb. Damit deckt Polen ein Viertel seines Gasbedarfs, momentan wird das Terminal sogar noch erweitert. Spätestens Ende 2023 soll außerdem die Baltic Pipeline starten, die von Norwegenüber Dänemark nach Polenführt. Die Baltic Pipeline soll bis zu 50 Prozent des polnischen Verbrauchs abdecken - spätestens dann wäre die Unabhängigkeit von Russland gewährleistet. Darüber hinaus ist noch eine Anbindung an das litauische LNG-Terminal Klapeida geplant. Polens Klima- und Umweltministerin Anna Moskwa reagierte entsprechend gelassen auf den Gas-Stopp. „Wir sind seit Jahren praktisch unabhängig von Russland“, schrieb Moskwa am Dienstag auf Twitter. „Unsere Lager sind zu 76 Prozent gefüllt. An Gas wird es in polnischen Haushalten nicht mangeln.“ Wenn alle Stricke reißen, kann Polen auf den europäischen Energieverbund setzen: Polnische Händler kaufen nun verstärkt auf dem deutschen Markt ein, das russische Gas fließt jetzt also plötzlich von West nach Ost.
Bulgarien deckt indes 90 Prozent seines Gasbedarfs aus russischer Quelle. Aber auch die Regierung in Sofia sorgt vor: Bereits 2021 ging eine Pipeline aus Aserbaidschan in Betrieb. Ab Juni soll das Land außerdem an das griechischeGasnetz angeschlossen sein. Das warme Klima sorgt dafür, dass der Gasverbrauch schon jetzt spürbar zurückgegangen ist, die vorhandenen Reserven reichen daher noch für sechs Monate, sagte Ministerpräsident Kiril Petkow. Diese Kalkulation ändert sich allerdings, falls Russland noch weiteren Ländern den Gashahn abdrehen sollte. Wenn Deutschland, das Ende März noch 40 Prozent seines Bedarfs aus Russland bezog, selbst kein Gas mehr erhält - dann kann es auch Polen nicht mehr beliefern. Im Falle eines Embargos für ganz Westeuropa drohe eine Unterversorgung von bis zu drei Milliarden Kubikmetern im Jahr, hieß es in einer Stellungnahme der polnischen MBank. Diese Lücke müsste die Regierung in Warschau bis zur Fertigstellung der Baltic Pipeline dann irgendwie füllen.
Hat das Embargo auch Folgen für Deutschland? Eine erste spürbare Folge des russischen Embargos: Gas ist teurer geworden. An der wichtigen niederländischenTTF-Börse sprang der Preis am Mittwochmorgen um fast 20 Prozent auf 118 Euro je Megawattstunde. Im Vergleich zum April des Vorjahres ist Gas damit siebenmal so teuer. Allerdings hat sich der Preis im Laufe des Vormittags wieder etwas beruhigt. Und: Anfang März lag der Preis sogar bei 212 Euro. Ansonsten ist Deutschland von dem Embargo vorerst nicht betroffen. Zwar floss das russische Gas nach Polen bislang durch die Jamal-Pipeline, die in Deutschland endet. Allerdings erhält die Bundesrepublik weiterhin ihr Gas aus der Pipeline, wie eine Sprecherin des zuständigen deutschen Gashändlers Gascade bestätigte. Von den drei Pipelines zwischen Deutschland und Russlands ist Jamal ohnehin die unwichtigste Verbindung, die nur zehn Prozent des Handelsvolumens umfasst. Bereits in den letzten Wochen und Monaten verlief der Gas-Fluss durch die Pipeline äußerst unregelmäßig, ohne Folgen für die Gasversorgung in der Bundesrepublik. „Derzeit ist die Versorgungssicherheit hier gewährleistet“, teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Mittwoch mit. Die Gasflüsse seien alles in allem stabil. Auch die Speicher füllten sich seit dem 18. März wieder langsam. Die Füllstände lägen bei 33,5 Prozent. Die Lage werde aber sehr genau beobachtet.
Was passiert, wenn Putin auch uns den Hahn abdreht? Diese Gefahr sieht auch das Wirtschaftsministerium als gegeben. In einem Bericht an den Bundestag vom Mittwoch spricht das Ministerium von einer „akuten Gefahr, dass die Situation weiter eskaliert und russische Gaslieferanten ihre vertraglichen Verpflichtungen nicht oder nur eingeschränkt erfüllen“. Allerdings ist auch Russland auf die Zahlungen aus Europaangewiesen: Nach Schätzungen des Ökonomen Simone Tagliapietra vom Wirtschaftsinstitut Bruegel gab die EU Anfang April täglich etwa 400 Millionen Euro für russisches Gas aus. In andere Länder, etwa China, kann Russland das Gas nur schwer liefern, weil die nötigen Pipelines nicht existieren. Im Falle eines Embargos würde in Deutschland die höchste Stufe des sogenannten Notfallplans Gas in Kraft gesetzt, die Notfallstufe. Die Netzagentur würde dann das knappgewordene Gas verteilen. Bestimmte Verbrauchergruppen sind gesetzlich besonders geschützt und möglichst bis zuletzt mit Gas zu versorgen. Dazu gehören Haushalte und soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser, aber auch Gaskraftwerke, die gleichzeitig Wärme liefern oder für die Stromerzeugung nötig sind. Die erste Stufe des Notfallplans wurde Ende März in Kraft gesetzt. Seitdem behält ein Krisenteam aus Experten von Energieversorgern und Behördenvertretern die Versorgungslage im Blick, fast täglich. Gleichzeitig erhebt die Netzagentur Daten von Netzbetreibern und demnächst auch Großverbrauchern, um im Notfall Liefermengen verringern zu können. Deutschland bereitet sich also auf den Ernstfall vor. Und das zu Recht, sagt Energie-Expertin Kemfert: „Ein Gas-Lieferstopp seitens Russlands ist auch für Deutschland wahrscheinlicher geworden.“
(德国之声中文网)俄罗斯天然气工业股份公司周三(4月27日)宣布停止对波兰和保加利亚等两个欧盟成员国供应天然气,而该决定受到欧盟委员会主席冯德莱恩(Ursula von der Leyen)的强烈谴责。 她通过推特发表声明说:“俄罗斯天然气工业股份公司宣布单方面停止向欧洲客户输送天然气,这是俄罗斯利用天然气勒索的又一次尝试。这毫无道理,也不可接受。” 冯德莱恩强调,此举表明俄罗斯作为一个天然气供应商是多么不可靠。她说,欧盟已经对莫斯科的行动做好了准備,并一直在努力确保替代方案。 她说:“欧洲人可以相信,面对这一新的挑战,我们与受影响的成员国团结一致。欧洲人可以指望我们的全力支持。” 德国天然气流量“稳定” 同日,德国能源部表示,在俄罗斯决定停止向保加利亚和波兰输送天然气后,柏林正在“非常密切地”监测天然气供应情况,目前该部正在与能源公司和供应商进行协调。 该部的一位发言人说:“目前,天然气流量总体上处于稳定水平。然而,我们看到,欧洲其他国家出现了停止供应的情况。” 德国负责能源的官方机构德国联邦网络局(Bundesnetzagentur)27日证实,德国的天然气供应情况“目前”令人满意。 与此同时,德国社会民主党(SPD)的议员施特格纳(Ralph Stegner)告诉德国之声,他不预期俄罗斯会关闭对德国的天然气供应,盡管俄罗斯天然气工业股份公司27日停止对波兰和保加利亚供应天然气。不过,他说,为了避免发生这种情况,德国正在为此“做准備”。
Und plötzlich bleibt die Pipeline leer: Mit dem Gas-Embargo gegen Polen und Bulgarien zündet Russlands Präsident Wladimir Putin die neueste Stufe der Eskalation. Aber warum ausgerechnet diese beiden Länder? Und welche Auswirkungen hat das Embargo auf Deutschland? Die wichtigsten Fragen und Antworten. Warum ausgerechnet Polen und Bulgarien? Offiziell begründete der staatliche russische Gaskonzern Gazprom den Schritt damit, dass die beiden Länder sich weigern, ihre Gasrechnungen in Rubel zu bezahlen. Daher werde ab Mittwoch kein Gas mehr fließen, teilte Gazprom am Dienstag mit. Die russische Regierung von Präsident Wladimir Putinhatte Ende März verkündet, nur noch Rubel für Gaslieferungen entgegenzunehmen. Der Kreml will damit die Sanktionen gegen russische Banken umgehen. Die EU-Länder lehnen eine Rubel-Zahlung aus diesem Grund ab. Außerdem ist nach Angaben der EU-Kommission in 97 Prozent aller europäischen Gasverträge mit Russland die Zahlung in Euro oder Dollar vereinbart. Der Währungsstreit erklärt also nicht, warum ausgerechnet Polen und Bulgarienzur Zielschreibe des Kremls wurden, denn die anderen EU-Länder bezahlen auch nicht in Rubel. Auffällig ist jedoch, dass Moskau mit diesen beiden Ländern nur wenig Geschäft verliert. Die jährlichen Gaslieferungen an Polen und Bulgarien machen zusammengenommen lediglich ein Viertel der Lieferungen an Deutschland aus. In beiden Ländern laufen die Verträge mit Gazprom am Ende des Jahres aus und werden höchstwahrscheinlich nicht verlängert.
突然之间,管道仍然是空的:随着对波兰和保加利亚的天然气禁运,俄罗斯总统弗拉基米尔·普京点燃了升级的最新阶段。但为什么是这两个国家?禁运对德国有什么影响?最重要的问题和答案。 为什么选择波兰和保加利亚? 官方称,俄罗斯国有天然气公司 Gazprom 称两国拒绝以卢布支付天然气费用,以此证明这一举措是合理的。因此,俄罗斯天然气工业股份公司周二宣布,从周三开始,天然气将不再流动。俄罗斯总统弗拉基米尔·普京 (Vladimir Putin) 政府在 3 月底宣布,它将只接受卢布用于天然气运输。克里姆林宫想用它来规避对俄罗斯银行的制裁。出于这个原因,欧盟国家拒绝卢布支付。此外,据欧盟委员会称,与俄罗斯签订的所有欧洲天然气合同中,97% 已同意以欧元或美元付款。 所以货币争端并不能解释为什么所有地方的波兰和保加利亚成为克里姆林宫的目标,因为其他欧盟国家也不用卢布支付。然而,令人震惊的是,莫斯科与这两个国家的业务几乎没有损失。每年向波兰和保加利亚输送的天然气仅占向德国输送的四分之一。在这两个国家,与 Gazprom 的合同将在年底到期,并且很可能不会续签。
Wie hart trifft das Embargo die beiden Länder?
Prinzipiell sind beide Länder noch auf russische Lieferungen angewiesen. Polenetwa bezieht die Hälfte seines Gasbedarfs aus Russland. Allerdings arbeitet die Regierung in Warschau schon seit einigen Jahren an der Energie-Unabhängigkeit vom Kreml. Den von Deutschland forcierten Ausbau der Gas-Pipeline Nord Stream 2 hatte Polen daher immer wieder scharf kritisiert. Bereits 2015, ein Jahr nach dem russischen Einmarsch auf der Krim, ging in Świnoujście (Swinemünde) nahe der deutschen Grenze ein LNG-Terminal für Flüssiggas in Betrieb. Damit deckt Polen ein Viertel seines Gasbedarfs, momentan wird das Terminal sogar noch erweitert. Spätestens Ende 2023 soll außerdem die Baltic Pipeline starten, die von Norwegenüber Dänemark nach Polenführt. Die Baltic Pipeline soll bis zu 50 Prozent des polnischen Verbrauchs abdecken - spätestens dann wäre die Unabhängigkeit von Russland gewährleistet. Darüber hinaus ist noch eine Anbindung an das litauische LNG-Terminal Klapeida geplant. Polens Klima- und Umweltministerin Anna Moskwa reagierte entsprechend gelassen auf den Gas-Stopp. „Wir sind seit Jahren praktisch unabhängig von Russland“, schrieb Moskwa am Dienstag auf Twitter. „Unsere Lager sind zu 76 Prozent gefüllt. An Gas wird es in polnischen Haushalten nicht mangeln.“ Wenn alle Stricke reißen, kann Polen auf den europäischen Energieverbund setzen: Polnische Händler kaufen nun verstärkt auf dem deutschen Markt ein, das russische Gas fließt jetzt also plötzlich von West nach Ost.
禁运对两国的打击有多大?
原则上,两国仍依赖俄罗斯的供应。波兰大约一半的天然气需求来自俄罗斯。然而,华沙政府多年来一直致力于从克里姆林宫实现能源独立。因此,波兰一再严厉批评德国强行扩建北溪2号天然气管道。 早在 2015 年,也就是俄罗斯入侵克里米亚一年后,位于德国边境附近的 Świnoujście (Swinemünde) 的液化天然气接收站投入运营。这满足了波兰四分之一的天然气需求,该终端目前正在扩建中。从挪威经丹麦到波兰的波罗的海管道也计划最迟于 2023 年底开工。波罗的海管道将覆盖波兰高达 50% 的消费——最迟那时将保证从俄罗斯独立。还计划连接立陶宛液化天然气终端 Klapeida。 波兰气候和环境部长安娜·莫斯科瓦对加油站反应平静。 “多年来,我们实际上一直独立于俄罗斯,”莫斯科周二在推特上写道。 “我们的仓库已满 76%。波兰家庭不会缺天然气。”如果一切都失败了,波兰可以依靠欧洲能源网络:波兰贸易商现在越来越多地在德国市场上购买,因此俄罗斯天然气突然从西向东流动。
2015年Swinoujscie波兰LNG接收站系统建设:波兰早有准备